Rilkes Reisen

Raron, Museum auf der Burg, Rilke-Saal
Ab dem 1. Juni 2024
Täglich von 10.00 – 17.00 Uhr

2024 zeigt die Fondation Rilke im Museum auf der Burg, Raron, eine Wechselausstellung, die Rilkes Reisen gewidmet ist – seinen Expeditionen in Europa und Nordafrika, seiner Entdeckung des Rhonetals, auch den Reisen in Gedanken und der letzten Reise, der Ruhestätte in Raron.

1 / Grenzen überwinden

Rainer Maria Rilke (1875–1926) lebt als Reisender: stets auf der Suche. Früh verlässt er seine Herkunftsstadt Prag. Er reist quer durch Europa, findet Wege zwischen Landschaften und Sprachen, liest und übersetzt.
Das Verzeichnis der Städte ist lang: Basel, Berlin, Bern, Bremen, Dresden, Genf, Kopenhagen, Lausanne, Leipzig, Moskau, München, Paris, St. Petersburg, Rom, Ronda, Sierre, Toledo, Tunis, Venedig, Wien, Worpswede, Zürich, um nur einen Bruchteil zu nennen.

Der Stadtplan von Paris, der in der Ausstellung gezeigt wird, stammt aus dem Nachlass der Künstlerin Sophy Giauque (1887–1943). Rilke stand mit ihr in brieflichem Austausch über kleine Formen und widmete ihr 1926 in Muzot das Gedicht „C’est notre extrême labeur…“ 2024 hat die Fondation Rilke den Nachlass von Sophy Giauque erworben. Er wird demnächst ausführlicher vorgestellt.

Wenn Sie die Fondation Rilke und deren Tätigkeit unterstützen möchten, finden Sie alle notwendigen Details hier.

Wer mehr Rilke-Orte entdecken mag, kann das Register der Rilke-Chronik von Ingeborg Schnack und Renate Scharffenberg (Insel-Verlag, erweiterte Neuausgabe 2009) verwenden. Die Rilke-Chronik kann man auch in der Museumsbuchhandlung der Fondation Rilke erwerben.

2 / Papierlos

Der grenzüberschreitende Lebensentwurf hat seinen Preis. Mehrfach verliert Rilke seine Wohnung und sein Eigentum: Nach dem Ausbruch des ersten Weltkriegs kann er nicht mehr nach Paris zurückkehren. Nach Kriegsende reist er aus München in die Schweiz. Immer wieder muss er sich um Passangelegenheiten bemühen, manchmal sogar Freunde und Mäzene um geeignetes Schreibpapier bitten.

3 / Nordafrika

Vergleichsweise wenig bekannt sind Rilkes Reisen nach Nordafrika: nach Algier, nach Tunis und zu den ägyptischen Ausgrabungsstätten. In Rom schreibt Rilke 1904 erste Ägypten-Gedichte, bevor er Anfang Januar 1911 von Kairo aus nilaufwärts fährt. Ein Echo findet sich noch 1922 in den „Duineser Elegien“, die er im Rhônetal fertigstellt.

Wer sich intensiver mit Rilkes „Duineser Elegien“ beschäftigen möchte, kann seit 2023 den ersten Band der neuen Historisch-kritischen Ausgabe konsultieren, herausgegeben von Christoph König im Wallstein Verlag. Die Ausgabe kann man auch in der Museumsbuchhandlung der Fondation Rilke erwerben.

4 / Walliser Jahre

1920 reist Rilke zum ersten Mal ins Wallis: „eine große Entdeckung“. Eine Fotografie macht ihn ein Jahr später auf einen mittelalterlichen Turm aufmerksam: Muzot oberhalb von Sierre. Dort will er entscheidende fünf Jahre seines Lebens verbringen; dort entsteht sein Hauptwerk: die „Duineser Elegien“ und die „Sonette an Orpheus“.

Mehr Informationen über Rilkes Walliser Jahre in der Ausstellung der Fondation Rilke, Rue du Bourg 30, Sierre, geöffnet zwischen 14 und 18 Uhr (ganzjährig, außer montags).

5 / Reisen in Gedanken

Rilke bekennt, Amerika habe ihn nie gereizt. Aber er stellt sich vor, welche Entdeckungen man dort machen könne: Nie solle man eine Reise ausschlagen, die sich anbiete. Manchmal hilft die Imagination auch, Aufenthalte abzusagen: Als die Schriftstellerin Elisabeth von Schmidt-Pauli (1882–1956) ihm 1921 ein Haus mit Garten in Niederschlesien, vermitteln will, lässt Rilke sich die Details ausführlich schildern, um festzustellen: Es sei immer seine Absicht gewesen, eher „nichts zu finden“ als sich auf etwas nur ungefähr Passendes einzulassen. Lieber in Gedanken weiterreisen!

Die Briefe von Rilke an Elisabeth von Schmidt-Pauli konnte die Fondation Rilke 2024 sichern. Ausschnitte hatte die Schriftstellerin in ihrem Rilke-Erinnerungsbuch 1940 verarbeitet. Der Briefwechsel wird demnächst in der Fondation Rilke ausführlicher vorgestellt.

6 / Die letzte Reise

„Le dernier voyage“ heißt ein Kapitel in dem Erinnerungsbuch, das Isabelle Rimbaud (1860–1917), die Schwester des französischen Dichters, veröffentlichte. Rilke besaß die dritte Auflage dieses Buchs. In seinem Testament, das er im Oktober 2022 verfasst, wünscht sich Rilke, „auf dem hochgelegenen Kirchhof neben der alten Kirche zu Rarogne zur Erde gebracht zu sein.“ Seine Einfriedigung gehöre zu den ersten Plätzen, von denen aus er „Wind und Licht dieser Landschaft empfangen habe“.

Der vollständige Text des Testaments mit Digitalisat und Transkription lässt sich hier nachlesen.

Rainer Maria Rilke (links) et Paul Valéry (rechts), 1926, SLA Bern.


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